Ursula Rothermann Hauf

Wasser war schon immer meine grosse Leidenschaft, im und am Wasser fühle ich mich wohl und geborgen. Viele meiner sportlichen Betätigungen hatten immer mit Wasser zu tun. Da war zuerst die Herausforderung das Tauchen zu erlernen. Die Faszination frei und schwerelos durchs Wasser zu gleiten, und dabei die geheimnisvolle Unterwasserwelt kennen zu lernen, begeistern mich bis heute. Einige Jahre standen auch immer wieder verschiedene Seeüberquerungen (schwimmend) an erster Stelle.
Neben meinen Freizeit-aktivitäten erlernte ich den Beruf als Glasmalerin und arbeitete für 14 Jahre mit grosser Begeisterung auf diesem Beruf. Nebenbei organisierte ich auch einige Ausstellungen oder war bei der Organisation der Glasausstellungen dabei. Später als es auf meinem erlernten Beruf zu wenig Arbeit gab, suchte und fand ich eine neue Anstellung in einer Stiftung für Behinderte als Leiterin eines Ateliers. Das Erhalten von körperlichen und geistigen Fähigkeiten der Behinderten Menschen, ist in den Ateliers das primäre Ziel. Bei dieser Tätigkeit konnte ich auch meine Kreativität, die ich als Glasmalerin erlernt hatte, gut einsetzen.
1988 kauften meine Eltern ein Segelschiff; die Timpe-Teh.Auf den verschiedenen Reisen die ich mit ihnen erlebte, lernte ich sehr viel. Es entwickelte sich unwiderruflich eine neue Leidenschaft, das Segeln. Schon bald war mein neues Ziel klar, einmal selbst ein Schiff zu führen und alles was es dazu braucht zu erlernen.
Doch zuerst plante ich 1991 noch eine längere Reise in die USA, zusammen mit einer Freundin. Unser Ziel war es 3 Monate in einem Collage in St.Petersburg Florida, unser Englisch zu verbessern und zu festigen. Danach kauften wir einen Jeep und durchquerten für weitere 3 Monate die USA von der Ostküste zur Westküste. Dabei lernten wir neben der Sprache auch sehr viel Interessantes über Land, Leute und Autoreparaturen. Ständig war etwas defekt, so tauschten wir den Jeep im Memphis Tennessee gegen einen GMC Suburban ein und erreichten dann doch noch die Westküste.
Nach diesem Abenteuer hatte mich das Reisefieber gepackt und ich malte mir schon aus wo die nächste Reise hin gehen könnte. Insgeheim dachte ich damals schon daran, irgendwann mal mit dem eigenen Segelschiff auf Reisen zu gehen. Um diesen Traum zu verwirklichen, gab es jedoch noch einiges zu tun und zu lernen.
Als erstes absolvierte ich 1993 den D-Schein (Segelschein für Binnengewässer Schweiz), dann 1994 den B-Schein (Segelschein für Yachten auf See), später 2002 folgte dann noch das Funkerzeugnis (LRC)und 2004 der A-Schein (Motorbootschein).
1994 war ein sehr bewegtes Jahr, in vielen Bereichen nahm mein Leben ganz neue, aufregende Dimensionen an. Ich lernte Wolfgang kennen, wir trafen uns das erste mal im Tauchklub Winterthur. Was mir an ihm von Anfang an gefallen hat, er ist ein Reisevogel, er liebt das Wasser und den Wind und er war gerade daran den Segelschein zu machen.

Wolfgang Hauf

Als kleiner Junge bestand meine Freizeit darin, dass ich Holzschifflein baute, diese in den Fluss setzte und zuschaute wie sie auf die Seite kippten und davonschwammen. Bei der Berufswahl wollte ich dann Matrose werden, aber es wurde mir abgeraten. So lernte ich Maler verliess aber diesen Beruf nach einem Jahr, weil man in der Freizeit den Freunden und Bekannten die Wohnung neu streicht…
Der Sport war immer Ausgleich neben Volleyball und Skateboard fahren lernte ich Windsurfen und von da an war wieder der Bezug zum Wasser hergestellt. Als ich 1985 ein halbes Jahr in Griechenland bei CIS als Surfinstructor arbeitete, nistete sich noch der Reisevirus bei mir ein. Weitere Surfreisen mit dem eigenen ausgebauten Ford Transit folgten. Zwischenzeitlich lernte ich tauchen, auch die Unterwasserwelt faszinierte mich, egal ob in den Schweizer Seen oder im Meer. Um wieder für eine Weile aus dem Arbeitsleben zu entfliehen, plante ich eine grosse (Halb-) Weltreise mit dem Fahrrad. Ich startete mit einem voll beladenen Tourenvelo 1992 in Winterthur nach Südost Europa, dann nach Afrika, Kapstadt war das erste grosse Ziel. Damit ich mich nicht binnen weniger Stunden von einem Kontinent zum andern versetzt sah, suchte ich mir eine Yacht um nach Südamerika zu gelangen. Im Royal Yacht Club fand ich eine australische Familie, die mich für Hand gegen Koje nach Brasilien mitnahm. Es wurde eine tolle Atlantiküberquerung mit Zwischenstop in St. Helena und obwohl ich noch mitten in einer grossen Reise steckte, brütete sich langsam das nächste Projekt in meinem Kopf aus; Reisen mit einem eigenen Segelboot. Man hat dann nämlich immer sein eigenes Häuschen dabei und wenn mir der Nachbar nicht gefällt, ziehe ich einfach weiter….
Die Veloreise führte mich noch quer durch Südamerika bevor ich Aufgrund eines Unfalls in die Schweiz zurück kam. Hier lernte ich Ursula im Tauchclub kennen, die mich sofort auf das Segelschiff ihrer Eltern nach Griechenland „ entführte“. Das war bestimmt das Beste was sie tun konnte, um mich davon zu überzeugen, dass sie neben der Segelleidenschaft auch noch andere wichtige Qualitäten hat.

Unsere gemeinsamen Projekte

Zuerst war die Lage für eine gemeinsame Zukunft etwas verzwickt. Wolfgang war noch mitten in seiner Veloreise, sein Velo war in Venezuela und er hatte auch schon wieder ein Flugticket, um dort weiter zu radeln, wo er wegen seines Unfalles für einige Zeit aufhören musste. Ursula arbeitete zu dieser Zeit als Glasmalerin, hatte eine Mietwohnung und wollte Wolfgang auf keinen Fall von seinen Reiseplänen abbringen. Wolfgang flog im Dezember 1994 nach Santiago de Chile und fuhr anschliessend mit dem Velo nach Ushuaia, danach wieder zurück bis nach Santiago.
In dieser Zeit war Ursula damit beschäftigt ihren Job und die Wohnung zu künden, die Möbel und ihr Hab und Gut ein zu stellen. Nebenbei half sie mit ihr neues massgefertigtes Velo zusammen zu bauen.Denn sie hatte sich fest vorgenommen Wolfgang in Südamerika mit ihrem neuen Velo zu begleiten. Zu Zweit radelten wir, für weitere 16 Monate durch Südamerika von Chile über Bolivien, Peru und Ecuador und stellten somit das zukünftige Zusammenleben auf eine harte Probe. Per Segelboot, dieses mal mit einer englischen Familie, segelten wir dann nach Key West USA . Der Skipper hatte in 9 Jahren sein Stahlschiff selbst ausgebaut, so lernten wir viel Nützliches rund ums Segeln. Nicht zuletzt, da wir auf diesem Törn für 4 Tage in einen heftigen Sturm gerieten.
Wieder zurück in der Schweiz arbeitete Wolfgang als LKW Disponent und später als LKW- Fahrer Ursula fand eine Anstellung in einer Stiftung für Behinderte und hatte ab und zu noch ein paar kleinere Aufträge als Glasmalerin.
1998 absolvierte Wolfgang ebenfalls den B-Schein (Segelschein für Yachten auf See), es folgte 2003 der C-Schein (Astro-Navigation), 2004 legte er zusammen mit Ursula den A-Schein (Motorbootschein) ab.
In der Freizeit begannen wir am Untersee mit einer alten Jolle zu segeln. Dabei spürten wir den Wind hautnah und bei groben Fehlern wurde man kurzer Hand ins kühle Nass getaucht, es gibt kaum eine effektivere Lernmethode. Dort im Hafen lag ein altes, etwas „verstaubtes“ Stahlschiff ohne Mast. Es schien, als würde es uns ständig zublinzeln und leise flüstern:“ kommt doch etwas näher und schaut mich nur mal genauer an, aus mir könnte man doch noch etwas machen!“

Wir fanden heraus wer der Besitzer dieses Schiffes war und schon bald darauf hin waren wir mit ihm in Verhandlung. Nach einigen schlaflosen Nächten und hin und her überlegen, kauften wir das Schiff und unser neustes Projekt hiess von da an PRÜVEDA für die folgenden 6 1/2 Jahre. Übrigens den Namen PRÜVEDA haben wir übernommen vom Voreigner, es ist Rätoromanisch und bedeutet; Gemütlichkeit. Gemütlich sollte sie auch werden und so bauten wir jede freie Minute an unserem grossen, dicken, gemütlichen Stahlbaby. Wenn wir mal nicht am bauen waren, so planten und zeichneten wir die nächsten Schritte.
Im Sommer 2004 luden wir dann viele Freunde, Verwandte, Bekannte und Helfer/ Innen ein zu unserer unvergesslichen Schiffstaufe. Ein Highlight jagte das andere, doch zum Schluss, überraschten wir all unsere Gäste mit der Bekanntgabe: „Wir haben vor zwei Wochen klammheimlich geheiratet“. So wurde unsere Schiffstaufe für uns und alle unsere Gäste zu einem gelungenen, unvergesslichen Hochzeitfest und unser Stahlbaby hat nun endlich richtige Eltern, wie sich das gehört.
Was in diesen 6 1/2 Jahren aus der PRÜVEDA geworden ist, könnt Ihr in den anderen Rubriken dieser Homepage lesen und sehen.

Wir wünschen euch Viel Spass dabei.